1. Cannabis macht dumm
Allgemein kursiert noch immer der Mythos, dass der Konsum von Cannabis zu einem verringerten Intelligenzquotienten (IQ) führt. Doch mittlerweile haben Studien bewiesen, dass es bei der Verminderung der Intelligenz weit mehr Faktoren als den bloßen Cannabis Konsum zu betrachten gilt. In den frühen Studien wurde dem Umfeld, der familiären Situation oder anderen wichtigen Einflüssen kaum Beachtung geschenkt. Aktuelle Langzeitstudien sollen nun weitere Ergebnisse bringen. Doch fest steht bisher, dass der Konsum allein nur bei hohem Konsum und auf lange Dauer eine negative Auswirkung haben kann.
Auch die Behauptung, THC würde Gehirnzellen zerstören, wurde bereits in mehreren Studien widerlegt. An der University of Saskatchewan wurde dabei sogar herausgefunden, dass ein synthetisches Cannabinoid eventuell sogar das Wachstum von Gehirnzellen anregen könnte.
2. Cannabis Konsum macht faul
Das Klischee des am Sofa klebenden Kiffers haftet bereits zu lange an jedem Cannabis Konsumenten. Dabei kommt es nur auf die richtige Motivation und die passende Sorte an. THC ist beispielsweise auch dafür bekannt, die Kreativität zu steigern oder eine Euphorie zu erzeugen. Manche Patienten schaffen es auch überhaupt erst durch Cannabis ihrer Lethargie zu entfliehen. Wird Cannabis zum Beispiel gegen depressive Verstimmung verordnet die bei vielen chronischen Erkrankungen als Begleiterscheinung auftritt, so ist es diese Medizin, die den Patienten überhaupt erst dazu bringt, aktiv am Leben teilzunehmen.
Eine Studie, die erst vor Kurzem im International Journal of Neuropsychopharmacology veröffentlicht wurde, hatte sich mit dem Thema beschäftigt. Die Forscher sind dabei zu dem Schluss gekommen, dass keine signifikante Beeinflussung der Motivation ihrer Probanden, welche 3-4 Tage in der Woche Cannabis konsumierten, festzustellen war.
Interessanterweise gab es sogar eine, wenn auch nur kleine, Reduktion der Anhedonie, also der Verlust der Fähigkeit bei Situationen Freude zu empfinden, die früher Freude bereitet haben. Im Klartext: Manche Cannabis-Konsumenten haben mehr Freude an Dingen, die sie früher schon gerne gemacht haben.
3. Cannabis verursacht Psychosen
Lange Zeit hielt sich das Vorurteil aufrecht, dass der Konsum von Cannabis zu Psychosen führen würde. Doch auch diese Behauptung wurde durch mehrere Studien entkräftet. Denn lange Zeit wurden bei Studien und Berichten über den Zusammenhang zwischen Cannabis und Psychosen viele andere Faktoren ausgeblendet. Heute betrachtet man die ganze Situation etwas anders: Es gilt als unwahrscheinlich, dass Cannabiskonsum allein zu Psychosen führt. Die Weltgesundheitsorganisation hält in ihrem Review von 2018 fest:
“Die überwiegende Mehrheit der Menschen, die Cannabis konsumieren, wird nie eine psychotische Störung entwickeln, und diejenigen, die dies tun, werden wahrscheinlich eine genetische Anfälligkeit für eine durch Cannabis induzierte Psychose haben.”
Dennoch wird in dem Bericht auch klargestellt, dass der Konsum durchaus auch ein erhöhtes Risiko erzeugen kann. Das gilt vor allem für Menschen, bei denen beispielsweise bereits eine Vorerkrankung oder Vorgeschichte in der Familie vorliegen. Auch der Konsum anderer Drogen oder Alkohol sowie schwierige Lebensverhältnisse können die Gefahr für die Entstehung einer Psychose erhöhen. Ein weiterer Ansatz ist die Vermutung, dass Menschen, die eine psychische Erkrankung oder ein traumatisches Erlebnis hatten, sich eher zu Cannabis hingezogen fühlen. Sie versuchen damit ihre Erlebnisse und Schicksalsschläge zu verarbeiten. Auch der weiterhin steigende THC-Gehalt von Cannabis beeinflusst diese Auswirkungen. All diese Risikofaktoren sollten also unbedingt berücksichtigt werden, wenn der Einfluss von Cannabis auf die Entstehung von Psychosen untersucht wird.
Auch wenn mittlerweile klar ist, dass ein direkter Zusammenhang zwischen Psychose und Cannabis oftmals eher unwahrscheinlich ist, handelt es sich um ein komplexes Thema, das weiterhin untersucht werden sollte.
4. Cannabis-Entzug hat keine Erscheinungen
Es gibt jedoch auch Mythen, die unter den Befürwortern von Cannabis kursieren, welche es jedoch klarzustellen gilt. Manch einer führt als großen Vorteil von Cannabis die ausbleibenden Entzugserscheinungen bei einer Abstinenz an. Allerdings sollte man auch als Befürworter die Fakten auf den Tisch legen: Es gibt sehr wohl Entzugserscheinungen bei einer abrupten und vollständigen Abstinenz. Diese treten allerdings meist nur nach längerem/größerem Konsum auf und halten sich zwischen zwei bis drei Wochen. Die Entzugserscheinungen einer Cannabis-Abstinenz äußern sich meist jedoch eher psychisch als körperlich. Typische Anzeichen sind unter anderem Gereiztheit, Appetit- oder Schlaflosigkeit, Nervosität und teilweise leichte Depressionen. Doch wie bereits erwähnt ist der Zeitraum, in dem solche Erscheinungen auftreten, meist nicht von langer Dauer und vom vorherigen Konsumverhalten abhängig.
Im Vergleich zu einem Opiat- oder Alkohol-Entzug sind die Erscheinungen einer Cannabis-Abstinenz als mild einzustufen. Es ist hauptsächlich eine reine Willensangelegenheit den Konsum einzustellen, im Gegensatz zu Alkohol, dessen Entzug nach langem Missbrauch auch körperliche Erscheinungen mit sich bringt. Dennoch darf man nicht behaupten, dass ein Cannabis-Entzug überhaupt keine Erscheinungen birgt.
5. (Auch medizinisches) Cannabis ist eine Einstiegsdroge
Wer kennt es nicht? Das alt-bewährte Klischee, Cannabis sei eine Einstiegsdroge, hält sich leider selbst in der heutigen Zeit noch hartnäckig in manchen Köpfen. Auch wenn es über dieses Thema ebenfalls schon einige Studien gibt, legen wir hier den Fokus einmal auf den besten Gegenbeweis: die Cannabis-Patienten. Kaum jemand könnte ein besseres Beispiel dafür sein, dass Cannabis keine Einstiegsdroge für härtere Substanzen ist. Nicht nur, dass es keinerlei Berichte von Cannabispatienten gibt, die neben ihrer Medizin zu harten Drogen greifen, sondern auch aus dem einfachen Grund, dass die Patienten aus allen Bereichen und Schichten stammen. Ob einfacher Handwerker oder promovierter Dozent, ob Cannabis-Kenner oder ehemaliger Skeptiker, die Vielfältigkeit der Patienten ist immer wieder faszinierend. Alle nutzen sie Cannabis als Medizin, teilweise bereits seit Jahren, und dennoch verspüren sie keinen Drang danach, zu anderen Drogen zu greifen. Auch bei längerer Recherche finden sich keine validen Berichte oder Studienergebnisse, die etwas Gegenteiliges zeigen.
Quellen:
- Hoch, E., Friemel, C., Schneider, M., Pogarell, O., Hasan, A., & Preuss, U. W. (2019). Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabisarzneimitteln: Ergebnisse der CaPRis-Studie. Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz, 62(7), 825-829.
- Di Forti, M., Quattrone, D., Freeman, T. P., Tripoli, G., Gayer-Anderson, C., Quigley, H., … & van der Ven, E. (2019). The contribution of cannabis use to variation in the incidence of psychotic disorder across Europe (EU-GEI): a multicentre case-control study. The Lancet Psychiatry, 6(5), 427-436.
- WHO Expert Committee on Drug Dependence 2018 – Critical Review – Cannabis and cannabis resin https://www.who.int/medicines/access/controlled-substances/Cannabis-and-cannabis-resin.pdf
https://www.quarks.de/gesundheit/drogen/loest-cannabis-konsum-eine-psychose-aus/
https://www.drugcom.de/haeufig-gestellte-fragen/fragen-zu-cannabis/
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen – Cannabis Basisinformationen
- Kleiber, D., & Soellner, R. (1998). Cannabiskonsum. Entwicklungstendenzen, Konsummuster und Risiken. Juventa.